Dignity: ...auf den Spuren von Bob Dylan (German Edition) by Gudrun Heller

Dignity: ...auf den Spuren von Bob Dylan (German Edition) by Gudrun Heller

Autor:Gudrun Heller [Heller, Gudrun]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Books on Demand
veröffentlicht: 2015-02-17T16:00:00+00:00


10

Im Sommer 1981 wurde Karls Onkel 60 Jahre alt und feierte das ganz groß in einem Lokal im Schanzenviertel.

Es war das erste Mal, dass Karl seine Eltern und seinen Bruder wiedersah. Er telefonierte zwar in regelmäßigen Abständen mit seiner Mutter, aber Wewelsfleth hatte er bisher gemieden wie die Pest.

„Sieht man Dich auch mal wieder?“, brummte sein Vater zur Begrüßung.

„Ganz meinerseits“, schnauzte Karl zurück.

Es war gerade mal sechs Jahre her, dass er von zu Hause ausgezogen war, aber sein Vater war in dieser Zeit deutlich gealtert. Seine Haare waren nun grau und um seinen Mund herum lag ein verbitterter Zug.

Georg wollte schon auf Karls Provokation antworten, als ihn Karls Mutter am Arm fasste.

„Nicht heute, Georg.“

Man hatte sich anscheinend darauf geeinigt, für dieses Fest den Familienfrieden herrschen zu lassen.

Karl sollte es Recht sein. Die Verhältnisse waren ohnehin seit längerem geklärt. Sein Bruder Walter war jetzt als Hofnachfolger vorgesehen und er war eben der missratene Sohn.

Obwohl Karl noch kein einziges Mal die Hilfe seiner Familie in Anspruch genommen hatte und mittlerweile von seinen Platten gut lebte, hatte sich sein Vater nie damit abgefunden, dass sein Ältester sich geweigert hatte, den Hof zu übernehmen. Der Beruf Sänger oder gar Liedermacher existierte in der Vorstellung seines Vaters nicht.

Seine Mutter war da schon anders.

Sie hatte meistens zu ihm gehalten und nachdem sie gemerkt hatte, dass Karl mit der Singerei auf eigenen Füßen stehen konnte, hatte sie den Lebensweg des Sohnes akzeptieren können.

Auf der Feier seines Onkels waren außer der Verwandtschaft natürlich auch viele Musiker und Leute aus der Kulturszene. Maler, Schriftsteller und sogar ein Fotograf waren angereist, der im Schlepptau eins seiner Top-Models hatte.

Karl war sofort fasziniert von dem Model, das er mitgebracht hatte. Sie hatte lange, dunkelbraune Haare und sanfte braune Augen, die einen Hauch von Melancholie ausstrahlten. Das stand aber ganz im Gegensatz zu ihrer offenen und herzlichen Art, mit der sie sich mit den anderen Gästen unterhielt.

Karl konnte die Augen nicht von ihr lassen, was seinem Onkel nicht lange verborgen blieb.

„Soll ich Dich mit ihr bekanntmachen?“, fragte er mit einem leichten Grinsen.

Karl nickte heftig.

Sie hieß Lara Winterhoff und war 20 Jahre alt. Sie stand am Beginn einer Model-Karriere und hatte gerade mit einem Kunststudium angefangen.

„Malst Du auch selbst?“, wollte Karl wissen.

„Na ja, so richtig mit Farbe und so nicht“, antwortete sie ausweichend.

„Also schaust Du Dir nur an, was die Künstler über die Jahrhunderte hinweg so zustande gebracht haben?“, hakte er nach.

„Was für Dich natürlich viel weniger bedeutend wäre?“, fragte sie herausfordernd.

Karl fühlte sich ertappt und schwieg. Lara lächelte amüsiert.

„Nein, ich kann Dich trösten, ich bin tatsächlich auch selbst kreativ“, sagte sie mit leichtem Spott in der Stimme. Dann wurde sie wieder ernst und setzte noch hinzu: „Mein Ding ist das Zeichnen.

Hast Du´s auch schon mal versucht?“

Karl verneinte.

„Komm´ ich zeig´s Dir mal. – Wen soll ich für Dich zeichnen?“

Karl staunte nicht schlecht.

„Du meinst, ich kann Dir hier irgendeinen nennen, den Du dann so einfach zeichnen kannst?“

Lara musste lachen, als sie seinen verwunderten Blick sah.

„Ja, so ähnlich. Aber erwarte keine perfekte Zeichnung von mir. Es wäre eher eine Skizze.



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